Elba la perla

In Italien, genauer gesagt auf Elba, habe ich meinen BR-Schein gemacht und bei der Rückfahrt unter Tränen mein Herz dort gelassen. Seit dem zieht es mich immer wieder da hin, bisher habe ich es noch fast jedes Jahr geschafft, wenigstens eine Woche dort zu sein. Diese Insel ist für mich die schönste unter den vielen, die ich bisher gesehen und erlebt habe. Eben weil ich dort schon so oft gesegelt habe, möchte ich hier keinen Törnbericht abgeben, sondern ein paar Tipps zu den Häfen, gute Kneipen, bildschöne Ankerplätze und mögliche Aktivitäten an Land erwähnen.
Wenn man mit dem PKW nach Elba will, fährt man am besten in Piombino auf die Fähre, die von hier nach Portoferraio, der Inselhauptstadt, ca. eine Dreiviertelstunde braucht. Wenn man es besonders eilig hat, kann man auch mit dem Tragflächenboot fahren, das kostet aber mehr. Piombino selbst vergisst man am besten ganz schnell wieder; es ist eine ausgemacht hässliche Stadt. Sobald man aus dem Hafen ist, kann man schon die Insel erkennen, die Fähre fährt an der Nordostküste längs, bis sich voraus die Rada di Portoferraio öffnet. Steuerbord kann man vor der Einfahrt in die Bucht Lo Scoglietto sehen, einen kleinen Felsen mit Leuchtfeuer.

Im Fährhafen verlässt man dann das Schiff, sollte sich gleich einen Parkplatz suchen und den Weg in den alten Hafen und die daran anschließende Altstadt wählen. Wir gehen dann immer erst mal in die Osteria Libertaria (heißt wohl neuerdings Osteria Ferraia) zum sog. Piraten. Dem Wirt haben meine Mitsegler den seltsamen Spitznamen aufgrund eines Missverständnisses gegeben, er ist ein weitgereister Mann, hat u.a. in der Legion gedient und man munkelt, dass er die Narbe am Hals von einem misslungenen Exekutionsversuch hat, nach dem man ihn begnadigte. Jedenfalls kann er was erzählen, wer sich auf Italienisch versteht und ihn in einer ruhigen Phase aufsucht, sollte mal versuchen, mit ihm ins Gespräch zu kommen. Seine kleine, urige Trattoria liegt am Kopfende des alten Hafens, gerade vor dem Liegeplatz des Zollbootes. Bei schönem Wetter, hier also bis auf die 2 Monate „Winter“ fast immer, stehen Tische und Bänke auf dem Gehsteig. Unbedingt probieren sollte man seinen Polpo al Lesso, auch die Pasta ist hervorragend, wohingegen ich von seinen Pizzen abrate. Dazu den herrlichen Blick auf den belebten alten Hafen, sofern man sich fürs Draussensitzen entschieden hat, was will man mehr?!

Nach dem Essen einen Verdauungsspaziergang auf die Zitadelle, um sich einen Überblick über die Stadt und das Meer zu verschaffen, dann durch die Altstadt mit ihren vielen Möglichkeiten zum Shoppen und Einkehren zurück zum Wagen. Meistens chartern wir bei Patrice Buechi, einem Schweizer, der im Yachthafen der Edilnautica, praktisch am südlichsten Punkt der Rada seine Schiffe liegen hat.

Auf der Fahrt dahin kommt man praktisch zwangsläufig an einem großen Supermarkt vorbei, wo man praktisch alles an Proviant bunkern kann, was das Herz begehrt. Apropos Bunkern, die Bootstankstelle befindet sich auf der Westmole der Einfahrt zum alten Hafen. Man sollte sich hier nicht dazu verleiten lassen, längsseits zu gehen, die schwarzen Reifen, die dort zum Abfendern hängen, machen schöne schwarze Schlieren. Wir gehen dort immer mit dem Heck ran, allerdings sollte man besonders bei südlichen Winden darauf achten, viel Kette zu stecken. Der Grund wird dort durch den Fährverkehr ständig so aufgewühlt, dass er schlecht hält.
Patrice, um wieder zum Faden zurückzukehren, verchartert überwiegend Bavaria- und Sun-Yachten, alle tiptop in Schuss und mit vielen Extras. Außenborder für den Tender bezahlt man bei ihm z.B. nicht extra, auch sonst hilft er, wo er kann. Wer sich dafür interessiert, hier ist sein Link. Der Hafen der Edilnautica selbst ist nicht so berühmt, mitten drin eine Untiefe, die nur notdürftig kenntlich gemacht wurde. Jahrelang hat man dazu einfach ein Wasserrohr benutzt, welches als „östliche Untiefentonne“ in den Schlick gebohrt worden war. Vor zwei Jahren hat dann jemand das Ding einfach plattgebügelt und ist in den Mud rein, beim letzten Mal war so ein Holzprügel rein gesteckt. Laut Patrice soll die Untiefe aber ausgebaggert werden, wann genau, weiß allerdings keiner. Auch die Toilettenanlage ist gewöhnungsbedürftig, sie befindet sich in einem Container. All das wird aber durch die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Mitarbeiter wieder mehr als ausgeglichen!

Wenn man sich weiter auf der Straße Richtung Porto Azzuro bewegt, kommt man an eine Abzeigung, wo man links abbiegen sollte. Jetzt geht es mit den erwähnenswerten Sachen Schlag auf Schlag, zuerst kann man nach einer kleinen Strecke nach rechts abbiegen zum San Stefano, einem ehemaligen Kloster, in dem heute ein Restaurant ist. Hier mal den Grappa antesten, oberlecker!

Wieder auf der Hauptstraße, kommt man in kurzer Zeit nach Magazzini, hier unbedingt links runterfahren zum „Hafen“. Wer über mehr als 120 cm Tiefgang verfügt, sollte sich ja nicht dazu verleiten lassen, diesen Hafen mit dem Schiff anzulaufen, vor der Einfahrt liegen dicke Brocken, wo schon so manches Schiff genickt hat. Am Hafen ist die Segelschule des Segel-Club-Elba, wo man von sehr kompetenten Leuten immer noch ein bisschen mehr übers Segeln lernen kann. Weiterhin befindet sich dort das Hotel Mare mit seinem direkt am Hafen gelegenen Restaurant und ein kleiner Laden, in dem sich die Segelschüler und die Bewohner der weiter oben am Berg gelegenen Ferienwohnungen verproviantieren können.

Das Ambiente um diesen Hafen ist unbeschreiblich, Zeit scheint hier keine Rolle zu spielen. Wenn ich nach einem Jahr wieder hier hin komme, scheint es mir, als wäre ich eben nur ein paar Stunden weggewesen. Die Leute grüßen und erinnern sich an Dich. derselbe alte Hund liegt immer noch im Schatten; aber halt, das kann nicht derselbe sein, der müsste ja mittlerweile schon 20 Jahre auf dem Buckel haben. Auf der Restaurantterrasse mischt man sich unter die Segler-Aspiranten auf einen Klön-Schnack, bestellt sich einen Teller Pasta Mare e Monti, trinkt dazu einen gepflegten Roten und einen hervorragenden Capuccino, man lässt sich’s einfach gut gehen.

Apropos Rotwein, einen Steinwurf entfernt ist ein Hofgut, eine Domäne ersten Ranges, deren Besuch man auf keinen Fall versäumen sollte. Hier gedeiht einer der besten Weine Elbas, auch das Olivenöl sucht seinesgleichen. Nicht die schlechteste Idee, hier eine Kiste der gekelterten Sonne mit nach Hause zu nehmen, auch wenn es ein paar Lire mehr kostet als im Supermarkt. Vergesst nicht, bei uns sind die Winter lang und trüb!

Wieder auf der Straße Richtung Osten kommt man an der Villa Ottone (Bild oben rechts) vorbei, auch hier sollte man unbedingt anhalten. In der Ottone-Bucht kann man übrigens auch bei Winden aus dem 2. und 3. Quadranten über gut haltendem Sandgrund hervorragend ankern, um mit dem Tender nach Magazzini zu fahren. Rund um die Villa Ottone ist ein botanischer Garten angelegt, auf der Terrasse hat man einen schönen Ausblick auf Portoferraio. Blickt man hingegen nach Süden, sieht man den Volterraio, dessen Spitze die Ruine einer Burg krönt. Da hinauf kann man nur zu Fuß, gutes Schuhwerk vorausgesetzt. Der Weg lohnt sich aber bestimmt, der Rundblick ist atemberaubend.

Weiter nach Osten gelangt man nun auf elenden Schotterpisten, die man längst nicht jedem Wagen zumuten kann, nach meinem Dafürhalten ist diese Ecke auch „nur“ für Naturliebhaber interessant, die gerne in der Macchia herumstöbern. Die Ortschaften im Nordosten sind auch wenig attraktiv, deshalb möchte ich mich nach Südosten Richtung Rio Marina wenden.

Hier begegnet man allenthalben den Relikten der Blütezeit des Erzabbaus, typisch italienisch hat man diese nämlich nicht zurückgebaut, lässt die eisernen Ungetüme einfach vor sich hinrosten. Die alten Abbaugebiete sind weltbekannt als Paradies für Mineraliensammler, in Rio Marina sowie in dem weiter südlich gelegenen Porto Azzuro findet man auch jede Menge Geschäfte, in denen man die wunderschönen Edelsteine – ohne Schweiß zu vergießen – käuflich erwerben kann.

Der Hafen von Rio Marina ist besonders im Sommer gerne knallvoll, da empfiehlt es sich, die paar Seemeilen nach Porto Azzurro weiterzusegeln, wo die Liegeplätze an der Marina zwar relativ teuer, aber sicher sind. Ohne Hafengebühren zu zahlen konnte man früher auf Elba in den meisten Stadthäfen an der Mole unter Buganker festmachen, allerdings muss man dann auch auf die Annehmlichkeiten von Wasser- und Stromanschlüssen verzichten. Eben weil sie umsonst waren, waren die Plätze aber meistens schon am frühen Nachmittag belegt. Festmachen an der Stadtmole von Porto Azzurro bedeutete außerdem, mit dem Heck praktisch auf der Piazza zu hocken.
Wem das alles entweder zu teuer oder zu öffentlich ist, empfehle ich, in der Bucht von Mola zu ankern. Gut haltender Sandgrund und die geschützte Lage machen diesen Ankerplatz sehr sicher, mit dem Tender ist man in wenigen Minuten im Ort, besser geht’s eigentlich nicht! Öffentliche Toiletten, Dusch- und Waschgelegenheit findet man, wenn man sich an der linken Seite der Piazza seinen Weg durch die Tische und Stühle der Restaurants, Bars und Eisdielen sucht und der Straße dort in etwa halbrechts folgt. Nach ca. 100 m direkt neben dem Kino findet man die blitzsaubere Anlage einer netten Signorina, wo man sich für einen kleinen Obulus wieder hübsch machen kann für den abendlichen Bummel durch die bemerkenswerte Szene.

Auch ganz in der Nähe, allerdings doch einen etwa halbstündigen Spaziergang voraussetzend, befindet sich Capoliveri. Hierzu mit dem Tender an die Südseite der Bucht von Mola und von dort zu Fuß immer den Berg hinauf gen Süden, auf der Bergspitze findet man ein pittoreskes Städtchen mit engen Gassen, jede Menge Läden und einen atemberaubenden Blick über den Golfo Stella.

Capoliveri war und ist berühmt-berüchtigt für seine freiheitsliebenden Einwohner, an denen sich nach den Sarazenen auch schon Napoleon eine blutige Nase geholt hat. In den Sommermonaten ist dieser Ort allerdings hoffnungslos überlaufen. Hier kann man auch viele Deutsche antreffen, die sich hier niedergelassen haben.

Nun „Anker auf“ und Kurs Süd